Donnerstag, 16. November 2017

"Das kannst du dann ja mal in Photoshop ändern..."

Ich habe mittlerweile aufgehört zu zählen, wie oft ich diese Aussage in Shootings oder in Vorgesprächen gehört habe. Weil in den Medien kaum noch "echte" bzw. "unbearbeitete" Bilder auftauchen und man entweder durch Photoshopfails oder später erscheinende Originalaufnahmen von Stars auf die gewaltigen Eingriffe von Bildbearbeitern aufmerksam wird, denken anscheinend viele, dass prinzipiell jeder Fotograf, der mit solchen Programmen arbeitet, auch in der Lage ist, diese "Wunder" zu vollbringen.
Prinzipiell ein toller Gedanke ... wenn die Bluse mal wieder einschneidet, wozu sich ein anderes Outfit besorgen oder wohl gar noch versuchen, etwas abzuspecken? Und warum aufwändig schminken, wenn das auch später alles mit Retusche geht? Ach... und auch die störenden Objekte alle im Hintergrund. Die doch einfach alle rausschneiden oder überstempeln!
Nun, da sind wir an dem Punkt gelangt, der eben nichts mehr mit Fotografie zu tun hat. Das sind alles Fähigkeiten von Bildbearbeitern. Die von den Stars werden für ihre Cover auch nicht in 30Minuten fertig sein mit all dem, das sie uns als Realität verkaufen wollen. Und mal ganz ehrlich... ist das nicht alles eine Lüge? Ich kann gar nicht verstehen, warum manche Modelle das überhaupt wollen, dass sie so sehr verändert werden.
Und da wäre ich wieder bei mir und meiner Fotografie angekommen. Ich habe immer die Prämisse verfolgt, ein tolles ORIGINALBILD festzuhalten, an dem ich letztendlich nur noch max. in die Farben eingreife und "temporäre Makel" (Pickel, Augenringe etc.) ausbessere. Kilos kann man oft schon durch eine gute Pose oder einen treffenden Blickwinkel weg schummeln. Auch ist natürlich das richtige Outfit dafür wichtig. Wer sich in etwas hineinpresst, kann nur so auf den Fotos später aussehen. Wenn sich irgendetwas "UNGEWOLLT" minimal vielleicht doch abmalt, dann kann man vielleicht das noch etwas korrigieren, aber im Großen und Ganzen versuche ich das zu vermeiden. Ich möchte am Rechner keine neue Person erstellen. Ich möchte lieber euch einfangen und meinen typischen Bildlook später nur noch erarbeiten. Daher seid ihr bei mir an der falschen Adresse, wenn ich digital Beauty-Doc spielen soll. Nur weil andere Fotografen das praktizieren, muss das nicht von mir erwartet werden.
Lieber beim Shooten selbst schon auf alle Kleinigkeiten achten und dadurch später auch direkt einen Eindruck erhalten, welche Bilder nur noch "optimiert" werden sollen. Sonst wären ja theoretisch auch alle Fotos wie Ü-Eier, wenn man nie vorher weiß, was genau beim Endresultat dabei herum kommt. Die richtige Vorbereitung auf ein Shooting sowie ein gelungenes Miteinander währenddessen lässt schon ohne Einsatz von Photoshop sehr viel Veränderung im positiven Sinne zu, dass es gar nicht notwendig sein muss, alles am Rechner nachträglich zu verändern.
Auch Stile von anderen werde ich nicht versuchen zu imitieren. Wem meine Bearbeitung nicht zusagt, für den kann ich sie leider auch nicht von Grund auf verändern. Zu meinen Fotos gehören die fast durchgänglich eher herbstlichen Farben, häufiger auch Körnungen und vor allem eher sanfte Töne.
Kommt doch einfach vorbei und lasst euch selbst davon überzeugen, dass auch ohne Photoshop schon viel rauszuholen ist. Liebt euch selbst ein bisschen mehr und ihr werdet überrascht sein, welche Ausstrahlung möglich sein wird! Seid lieber das Original als eine Fälschung!

Lg,
eure Tina!

Sonntag, 27. August 2017

Lovestory

Oft sitze ich über den Ergebnissen der Shootings und picke mir aus ca. 150-200 Bildern 5-8 heraus, die ich bearbeite und dann letztendlich präsentiere - wenn überhaupt. Es ist nicht so, dass ich mich an jenen schnell satt sehe, sondern eher der Anspruch besteht, dass sich alle möglichst sehr von einander unterscheiden sollen. Weil ich aber pro Treffen max. 3-4Outfits realisiere, können natürlich nicht x komplett andere Fotos entstehen. Deshalb ist dieser Post hier etwas ganz Besonderes. Warum? Ich habe mich endlich mal an Story-Telling heran gewagt. Meine Modelle Chrissi und Daniel und ich wollten euch eine Liebesgeschichte erzählen: Von der ersten Begegnung bis zum ersten Kuss.
In 5-8 Fotos kann so etwas natürlich nicht abgebildet werden und bei solch tollen Modellen wäre es auch viel zu schade, etwas unter den Tisch fallen zu lassen. Deshalb wird dieser Post länger als gewohnt. Im Übrigen bin ich auf der Suche nach weiteren "Darstellern" für meine anderen Stories, die noch in meinem Kopf rumspuken. Liebende müssen es dafür nicht zwingend sein. Freundinnen etc. sind ebenso gerne gesehen. Aber bleiben wir doch bei Chrissi, deren Blog ihr unter vintaliciously vielleicht bereits kennt, und ihrem Daniel, dem ihr gleichfalls online auf houseofdan möglicherweise schon folgt. Wenn nicht wird es dringend Zeit :)
Gestern trafen wir uns dafür bei mir im winzigen Dörnscheid im Sauerland. Die ländliche Atmosphäre harmonierte vollkommen mit der Stimmung, die wir erzeugen wollten und die Ziegelsteinbushaltestelle sollte Dreh- und Angelpunkt für die erste Szene werden. Chrissi wartete dafür auf den nächsten Bus, als Daniel - natürlich toooootal zufällig- vorbei kam und die Blicke sich sofort trafen. Schnell wurde die Telefonnummer der Herzdame notiert mit dem Versprechen eines Wiedersehens. Wird sie wohl anrufen? Abgeneigt schien sie nicht gewesen zu sein :) Natürlich wird zum Hörer gegriffen!
Freundlicherweise stellten meine Vermieter uns Räumlichkeiten für die zweite Szene. Mein Radio sowie Telefon konnten wir hierbei gleichfalls unterbringen. Wie es aussieht, scheint die Chemie zu stimmen ... ein Date ist vereinbart!

Lichttechnisch habe ich fast ausschließlich mit AvailableLight arbeiten können. Zwar wurden auch ein Reflektor für die Indoorszene genutzt sowie versucht, mit meiner Ringleuchte noch etwas den Hintergrund anzustrahlen, aber dies auch nur, damit jener nicht zu dunkel im Kontrast zu Chrissis heller Haut erschien. "Richtig" ausleuchten war nicht mein Ziel. Alles sollte eher "natürlich" wirken.Bei der Bearbeitung habe ich ebenso nicht viel in die Originale eingegriffen. Wieder einmal habe ich mich meiner Lieblingsfarbgebungen bedient und mehrfach SchwarzWeiß-Varianten für die CloseUps erstellt, die letztendlich auch es hier hin geschafft haben. Körnungen wie bei alten analogen Filmen gehören für mich mittlerweile fast zum Standard in der Postproduction. Irgendwie finde ich, dass die Fotos dadurch mehr Charme besitzen.
Das Date teilten wir in drei weitere Szenen ab. Klassisch wurde die Dame abgeholt, um dann in der Stadt einen Spaziergang zu unternehmen. Hierfür verließen wir mein niedliches Dorf und hielten uns in der Kreisstadt auf. Die Abendsonne rundete unser Vorhaben ab. Auch wenn die Temperaturen das Eis schneller schmelzen ließ als gewollt, schafften wir alles :) Gegenseitig wurden natürlich die Herzen erobert - wie auch der erste Kuss als Abschluss. Insgesamt verbrachten wir für die gesamte Strecke mit Kleidungs- und Locationwechsel ca. 3,5h miteinander.
Für die Postproduction ist bisher selten soooo viel Zeit verstrichen wie für dieses Shooting, aber es hat sich definitiv gelohnt. Zum einen durfte ich so liebe Modelle kennen lernen, zum anderen passte irgendwie alles. Ich hoffe, dass sehen die zwei auch so. *g* Im Moment tue ich mich nur etwas schwer, wie all diese Ergebnisse auf Facebook, Instagram etc. präsentiert werden sollen. Irgendwie gehen bei größeren Collagen oft Bilder und Details unter. Aber der Zusammenhang könnte ebenso nicht weiter transparent sein, wenn ich alle einzelnd nacheinander hochlade. *seufz* Wer eine gute Idee weiß, kann sie mir gerne unterbreiten!
Wie es generell aktuell um die Fotografie bei mir steht?
Da ab dieser Woche mein letztes Semester des Abendstudiums startet, werden die kommenden Wochen weniger mit Shootings gefüllt sein. Treffen, die aus diversen Gründen nicht statt finden konnten, verschiebe ich daher lieber aktuell auf 2018, weil für mich nicht absehbar ist, wie flexibel ich aufgrund der Abschlussprüfungen sein werde. Spontan habe ich zwar hier und da besonders in den letzten 14Tagen zur Kamera gegriffen, aber dies resultierte daraus, dass zum einem das Wetter wirklich abends passte und ich alles direkt um meinen Wohnort legen konnte zu Zeiten, in denen meine Kleine schon zur Nacht fertig war. Wenn demnächst die Uhr wieder umgestellt und alles früher dunkel wird, ist das natürlich nicht "mal eben" möglich. Deshalb hoffe ich, dass die noch ausstehenden für 2017 wie geplant durchgeführt werden können.

Mein zweiter Bildband ist fast fertig. Wieder möchte ich ihn nur für mich erstellen, gebe aber trotzdem die Möglichkeit, dass auch andere online ihn einsehen können. Wer interessiert ist, kann mir gerne schreiben! Über Feedback freue ich mich enorm!
Wie meine Modelle mein erstes Story-Telling-Shooting empfunden haben und noch natürlich viel mehr, könnt ihr ausnahmsweise sogar auch nachlesen. *klick*  *klickklick*  Viel öfter würde ich gerne auch mehr aus der Sicht meiner Protagonisten zeigen, aber die wenigsten sind so schreibfreudig wie diese beiden hier :P


Bevor ich diesen Post beende, möchte ich erneut darauf hinweisen, dass ich TFP-Shootings immer gerne realisiere. Jedoch - und das ist mir besonders wichtig - sollten Anfragende zuverlässig sein und das Shooting meine Arbeiten erweitern. Wiederholungen oder einfach nur im Gras sitzen und in die Kamera lächeln ist mir nix. Nicht umsonst besitze ich noch einige Inspirationsordner, die ich gerne nach und nach auf meine Art und Weise umsetzen mag. Wem daraus nichts gefällt und keine eigene tolle Idee beisteuern kann, dem muss ich aber leider absagen. Nicht alles passt zu mir und wiederum andere kann ich technisch nicht umsetzen. Auch ich habe Grenzen. Alternativ im neuen Jahr einfach nach Ausschreibungen Ausschau halten. Die kommen bestimmt :)
Noch einmal vielen lieben Dank fürs Lesen und Durchschauen bis zum Schluss. Ich hätte nicht gedacht, dass die vorab gezeigten Aufnahmen so ein großes Echo entfachen.

Bis hoffentlich ganz bald mit vielen weiteren neuen Bildern.
Oder mal einem persönlichem Treffen? Würde mich genauso freuen!

Lg,
eure Tina!

Dienstag, 20. Juni 2017

Vintageladies

Ich habe mich nach 2Jahren Existenz dieses Blogs dazu entschieden, zu einem gleichen Thema einen zweiten Post zu eröffnen. Warum? Weil sich mittlerweile sooooo viele Bilder angesammelt haben und noch kein Ende in Sicht ist, dass der Übersicht wegen ein zweiter doch angemessen erscheint. :) Es handelt sich hierbei um die Frauenshootings mit Retromodellen.
Mittlerweile beherrsche ich noch mehr das Stylen dieser Looks, jedoch habe ich nur wenige dieser hier gezeigten Damen hergerichtet, da sie es selbst schon so toll können. Um noch bessere Ergebnisse selbst zu kreieren, werde ich im Oktober noch einen Workshop besuchen. Vielleicht gelingt es mir dann auch mehr bei mir selbst. Ich hoffe es jedenfalls. *g* Viele Requisiten sind ebenso zusammen gekommen. So kann auf dieses niedliche Radio sowie die gezeigten Rollschuhe und vieles mehr zurück gegriffen werden.

Was hat sich noch so in 2 Jahren getan? Mittlerweile lege ich noch mehr Wert auf eine Harmonie zwischen den gezeigten Personen, der Umgebung und der Requisiten. Man wird einfach sensibler und daher versuche ich, Unstimmiges zu vermeiden. Ebenso ist mir nach wie vor wichtig, sehr unterschiedliche Resultate zu generieren und mich nicht zu wiederholen. Auch im Bezug auf andere Fotografen gebe ich immer mein Bestes, irgendwie "mein Ding" zu machen und niemanden zu kopieren. Ob mir das gelingt oder nicht, sollte jeder individuell beurteilen. Letztendlich dürften die Bilder aber zeigen, dass wir eins immer hatten: Spaß!